Filmplanlage und Justage der Einstellscheibe

(entstanden unter Mitwirkung von Albert Gerstner )



Zunächst ist festzustellen, dass die Rollfilme eine deutliche Neigung zur Wölbung besitzen. Dies rührt von dem Drall her, der durch das lange Aufgewickeltsein auf der Spule entstanden ist. (s. Foto).

Wenn der „Längsdrall“ durch Abwickeln aufgehoben wird, wandelt er sich in einen „Querdrall“. Man kann dies leicht nachvollziehen, wenn man einen Film ein Stück abwickelt und versucht plan hinzulegen





Der Film hat die Tendenz, sich von den Rändern oben und unten her zusammenzurollen. Was passiert wohl, wenn man nun oben und unten die Einwölbungen am Rand plan presst, der Mitte aber Freiheit lässt?

Bei der Pentacon Six liegt genau diese Situation vor:


(Schnittdarstellung: Wir schauen in Filmlaufrichtung von einer Spule zur anderen, obere und untere Filmauflageleisten sind rechts und links)

Die Andruckplatte (rot) drückt Film und Schutzpapier - der Einfachheit halber als nur eine Schicht dargestellt (schwarz) - auf die Filmauflageleisten (blau). Es entsteht dadurch die Tendenz des Filmes, sich in der Mitte von der Andruckplatte weg zu wölben. Die Filmoberfläche in der Bildmitte liegt vor der theoretischen Schärfeebene auf den Filmauflageleisten. Der Effekt wird erheblich verstärkt, wenn beim 120er Rollfilm das Rückpapier des Filmes nicht vollkommen glatt ist, sondern wellig oder narbig (z.B. bei Forte). Es entsteht dann ein Federeffekt, der das Paket aus Papier und Film in der Mitte, wo kein Gegendruck erfolgt, aufplustert. Dieser Effekt kann zwischen modernen und älteren Filmen (mit nicht ganz glattem Rückpapier) Unterschiede von 0,2 mm ausmachen! Hier war der 220er Rollfilm natürlich deutlich im Vorteil, da das Rückpapier entfiel.

Die Pentacon Six hat außerdem mit einem zusätzlichen Problem zu kämpfen:

Die Original-Andruckplatte wölbt sich in der vertikalen Mitte deutlich nach vorne durch!

Mit aufgelegtem Lineal ist die Durchbiegung im Gegenlicht gut zu erkennen





Zur Lösung für Pentacon Six



Kiev 60 und Exakta 66:

Um den Plopp-Effekt zu vermeiden, haben andere Mittelformatkameras ein System, das die Andruckplatte in einen definierten Abstand zu den Film-Auflageleisten bringt. Der entstehende Zwischenraum sollte etwas größer sein als die Dicke von Film und Papier zusammen.




Film und Papier schmiegen sich dann plan der Andruckplatte an. Allerdings ist das auch bei Kiev 60 und der Exakta 66 nicht fehlerfrei gelöst:


Verbesserungen bei Kiev 60 und Exakta 66



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